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Grundsteinlegung Neubau Deutsch-Deutsches Museum Mödlareuth

Zusammenfassung

Hoher Besuch bei der Grundsteinlegung für das neue Museumsgebäude

Gemeinsam mit Staatsministerin Claudia Roth, Bundesbeauftragte für Kultur und Medien, der Staatsministerin für Europaangelegenheiten und Internationales des Freistaates Bayern Melanie Huml, Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow, der oberfränkischen Regierungspräsidentin und Vorsitzenden des Stiftungsrates der Oberfrankenstiftung Heidrun Piwernetz sowie zahlreichen Ehrengästen haben die beiden Zweckverbandsvorsitzenden und Landräte von Hof und dem Saale-Orla-Kreis, Dr. Oliver Bär und Thomas Fügmann am gestrigen Donnerstag den Grundstein für den Neubau des Deutsch-Deutschen Museums in Mödlareuth gelegt.
„Das Deutsch-Deutsche Museum ist ein Ort, der durch bürgerschaftliches, ehrenamtliches Engagement begründet wurde und von der öffentlichen Hand weitergeführt und weiterentwickelt wird“, so Landrat Dr. Oliver Bär (Landkreis Hof), Vorsitzender des Zweckverbands Deutsch-Deutsches Museum Mödlareuth. „Es ist geprägt von den Bürgerinnen und Bürgern, die das Museum mitgestalten und mit Leben füllen. Hier ist Dorf Museum und Museum ist Dorf. Bei der gemeinsamen Weiterentwicklung suchen wir deshalb stets die beste Lösung für Museum und Ort.“
„Wir auf der Thüringer Seite hatten damals andere Pläne mit Mödlareuth. Wir wollten alles wegreißen“, erinnert Landrat Thomas Fügmann (Saale-Orla-Kreis) an die Anfänge des Museums. „Heute bin ich – gerade auch als Lehrer – sehr dankbar, dass es damals Menschen auf der bayerischen Seite gab, die anders dachten.“ Er dankt den Menschen, die damals so vorausschauend gewesen seien und damit das heutige Museum begründeten.
Nachdem bereits im vergangenen Jahr das Außengelände des Museums neugestaltet wurde, folgt nun in Bauabschnitt 2 der Erweiterungs-Neubau.
Insgesamt sind für das Bauprojekt 22 Millionen Euro veranschlagt. Dabei unterstützt der Freistaat Bayern ebenso wie der Bund das Museum mit jeweils 5,6 Millionen Euro. Weitere 800.000 Euro kommen von Seiten des Freistaates Thüringen dazu. Mit insgesamt vier Millionen Euro beteiligt sich die Oberfrankenstiftung an dem Ausbau.

Durch den Neubau entstehen auf insgesamt 1.350 Quadratmetern Nutzfläche zusätzliche 500 Quadratmeter allein an neuer Dauerausstellungsfläche. Hinzu kommen weitere Räume, die dem Museum neue Möglichkeiten für Besucherbetreuung, Wechselausstellungen und die Präsentation seines umfangreichen Archivmaterials eröffnen. Das Gebäude wurde von ATELIER 30 Architekten aus Kassel bewusst so geplant, dass es sich dezent in die Hügellandschaft Mödlareuths einschmiegt und die authentische Anmutung des Ortes bewahrt bleibt. Ferner wurde bei der Planung auf vollständige Barrierefreiheit sowie größtmögliche Nachhaltigkeit geachtet. So wird das Gebäude etwa in Holzbauweise errichtet und das Dach begrünt sowie mit einer Photovoltaik-Anlage ausgestattet.
„Wie in einem Brennglas zeigt sich hier die deutsche Geschichte“, so Staatsministerin Claudia Roth, Bundesbeauftragte für Kultur und Medien, in ihrer Rede. Ihr Besuch sei ihr „eine Freude, eine Ehre, ein Privileg“ und „ein sehr emotionaler Moment“, so Roth.
„An kaum einem anderen Ort ist die Lüge vom antifaschistischen Schutzwall so unwahr wie hier in Mödlareuth. Es war kein Schutzwall“, betonte die Kulturstaatsministerin. „Die Grenze machte die DDR zu einem Gefängnis – an etwas Anderes kann ich nicht denken, wenn ich hier in Mödlareuth die Grenzanlagen sehe, die sich durch die wunderschöne Landschaft bohren.“
Die Bundesbeauftragte Roth hob die nationale Bedeutung des Museums für die Aufarbeitung der deutsch-deutschen Geschichte hervor: „Gemeinsam wollen wir hier an etwas erinnern, was schon damals unglaublich schien: Ein Staat, der sich einmauert, um zu überleben.“

„Mödlareuth ist ein Symbol der Teilung Deutschlands, aber auch der Wiedervereinigung. Ein Ort, der uns ermahnt, nicht nachzulassen und weiter für Freiheit, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Frieden zu kämpfen“, so Melanie Huml, Staatsministerin für Europaangelegenheiten und Internationales des Freistaates Bayern. Das gelte es auch zukünftigen Generationen weiterhin zeitgemäß zu vermitteln.
„Die Menschen, die an dieser Grenze starben und unter ihr litten, dürfen nicht vergessen werden“, so Heidrun Piwernetz, Regierungspräsidentin und Vorsitzende des Stiftungsrates der Oberfrankenstiftung. „Nun ist es für das Museum an der Zeit, den nächsten Schritt der Entwicklung zu gehen und die inzwischen unzureichende Situation der Dauerausstellung und der Seminarräume hinter sich zu lassen.“ Mödlareuth sei kein Ort der Vergangenheit, sondern ein Ort der Zukunft.
Von einem dreiköpfigen Expertengremium wurde dazu ein Feinkonzept für die neue künftige Dauerausstellung erarbeitet. Diese soll in chronologische Zeitabschnitte unterteilt sein, um den Besuchern eine zeitliche Orientierung zu geben. Zudem wird es auch Themenkomplexe geben, die von der Chronologie losgelöst sind, wie das Thema „Grenzregime“ oder „Das Leben an der Grenze“. Dabei soll Mödlareuth, die Bewohner Mödlareuths und deren Geschichte – eingebettet in die Weltgeschichte – im Mittelpunkt stehen. Auch Zeitzeugen-Interviews und Fluchtgeschichten aus der Region, Originaldokumente, Bilder und Videos werden Teil der Ausstellung sein und sollen auf authentische Art und Weise Geschichte greifbar machen.
„Die Erweiterung des Deutsch-Deutschen Museums in Mödlareuth ist ein wichtiger Schritt, um die Erinnerung an die Teilung Deutschlands und an das damit verbundene Leid wach zu halten. Das Deutsch-Deutsche Museum ist ein Ort des Gedenkens und des Lernens zur Geschichte unseres Landes im 20. Jahrhundert. Es ist ein Ort, an dem wir uns bewusst werden können, dass Freiheit und Einheit keine Selbstverständlichkeiten sind, sondern hart erkämpft wurden. Durch die umfangreiche Neugestaltung des Museums wird auch in Zukunft eine fundierte und pädagogisch wertvolle Erinnerungskultur ermöglicht“, so Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow. Es gelte, immer wieder daran zu erinnern: „Das Wunder von Mödlareuth, das Wunder der deutschen Einheit, dass damals kein Schuss fiel, ist bis heute ein Wunder.“
Gemäß aktueller Planung soll der Neubau 2025 fertig gestellt werden.
Das Deutsch-Deutsche Museum Mödlareuth ist in seiner Art einzigartig. Es verbindet auf besondere Weise Dorf und Museum und gibt nicht zuletzt durch den Erhalt der 90 Meter langen original erhaltenen Mauer, Sperranlagen, einem Beobachtungsturm und Steckmetallzaun-Elementen auf authentische Weise das Leben an der ehemaligen innerdeutschen Grenze wieder. Aktuell zählt das Museum zwischen 70.000 und 90.000 Besucher pro Jahr aus der ganzen Welt. In den Anfangszeiten war man von zirka 20.000 Besuchern pro Jahr ausgegangen.

Stv. Vorsitzender des Zweckverbandes Landrat Thomas Fügmann

Pfarrer Konrad Aller und Pfarrer Stefan Fleischmann (nicht auf dem Bild) geben den kirchlichen Segen

Planer und Projektbeteiligte auf einem Bild