Viel ist vergangenes Jahr im Deutsch-Deutschen Museum Mödlareuth vor und hinter den Kulissen passiert. Das zeigte der Tätigkeitsbericht von Museumleiter Robert Lebegern für 2022 bei der jüngsten Sitzung des Zweckverbands Deutsch-Deutsches Museum Mödlareuth. Dabei war das Museumsjahr insbesondere geprägt vom Beginn der Baumaßnahmen zur Museumserweiterung und dem dritten Jahr der Corona-Pandemie.
Erweiterung des Museums, Baumaßnahmen und Instandhaltung
Im Februar 2022 begannen die Umbaumaßnahmen für das Freigelände, die inzwischen abgeschlossen sind. Bauabnahme war dort nun Anfang Juli 2023. Im November 2022 begannen die vorbereitenden Arbeiten für den Bau des neuen Museumsgebäudes, der 2025 abgeschlossen werden soll. Parallel dazu ging in zahlreichen Besprechungen und Videokonferenzen die Erarbeitung des Konzepts der zukünftigen Dauerausstellung voran. Auch die bestehenden Gebäude wurden ertüchtigt: Die Fahrzeughalle wurde auf energieeffiziente LED-Beleuchtung umgerüstet.
Gäste und Kooperationen
Beim Besuch einer Delegation der Oberfrankenstiftung im Juli wurde symbolisch die Förderzusage für eine zusätzliche Unterstützung der Museumserweiterung in Höhe von 4 Millionen Euro überreicht. Die Erweiterungsmaßnahmen sind mit insgesamt knapp 22 Millionen Euro veranschlagt. Darüber hinaus konnten zahlreiche weitere nationale und internationale Gäste begrüßt werden, im April etwa der indische Generalkonsul. Auch 14 Medienstationen aus dem In- und Ausland berichteten aus dem ehemals geteilten Dorf an der bayerisch-thüringischen Grenze.
Besonders intensiv ist traditionell der Austausch mit Südkorea und die Zusammenarbeit mit dem dortigen Partnerlandkreis. Gemeinsam wurde die Sonderausstellung „Teilung – Streben nach Einheit – Frieden“ erarbeitet und mit einer Live-Schalte nach Südkorea am 3. Oktober eröffnet. Die Ausstellung, die sowohl in Deutschland als auch in Südkorea gezeigt wird, war bis vergangenen Sonntag in Mödlareuth zu sehen. Im November 2022 war zudem eine Delegation aus Südkorea zu Gast.
Insgesamt wurden drei Sonderausstellungen gezeigt. Auch mit Institutionen, Schulen, Hochschulen und Universitäten wurde weiterhin intensiv zusammengearbeitet, etwas im Rahmen von Studienarbeiten.
Ein eher außergewöhnlicher Termin für das Museum: Das Radrennen „Ladies Tour“, die Internationale Thüringen-Rundfahrt der Frauen, kam zum ersten Mal nach Bayern und ins Hofer Land, die Auftakt-Pressekonferenz dazu fand im Mai im Deutsch-Deutschen Museum statt.
Projekte
Eine Fortsetzung fand das Zeitzeugenprojekt „Grenzerfahrungen“: Für die zweite Staffel wurden Videointerviews mit zehn Zeitzeugen über das Leben an der früheren Grenze aufgezeichnet, die sich zum Teil auch in der neuen Ausstellung wiederfinden werden.
Zum Internationalen Museumstag im Mai gab es Sonderführungen und ein Zeitzeugengespräch mit Günter Wetzel, dessen Ballonflucht aus der DDR ihn 1979 in den Landkreis Hof brachte.
Aufgrund der zunächst noch geltenden Pandemie-Maßnahmen waren Schülerfahrten und –seminare zum großen Teil noch ausgesetzt, was sich auch in den Besucherzahlen 2022 bemerkbar macht. Angepasst an die Lage wurden die sonst dreitägigen Schülerseminare in eintägige Veranstaltungen umgewidmet.
Überregionale Aktivitäten
Überregional konnte sich das Museum ebenfalls als einzigartiger Geschichtsort von nationaler Bedeutung präsentieren: In Kooperation mit der Bayerischen Staatskanzlei war man mit einem Info-Stand am „Bayern-Pavillon“ auf der Ländermeile bei der zentralen Feier zum Tag der Deutschen Einheit in Erfurt beteiligt. Für die Aktion „Deutschland singt“ der Thüringer Staatskanzlei in Zusammenarbeit mit den vier Grenzmuseen Thüringens wurden auf dem Museumgelände die Chöre aus Töpen und Gebersreuth aufgezeichnet und ebenfalls bei der zentralen Feier zum 3. Oktober auf der Großbildleinwand gezeigt.
Zudem erhielt das Museum 2022 eine neue Website und einen neuen Social-Media-Auftritt.
Besucher 2022
Vor dem Hintergrund der Baumaßnahmen und der Einschränkungen durch die Pandemie sind die Besucherzahlen des Jahres 2022 zu sehen: rund 52.000 Besucher konnte das Museum verzeichnen. „Im Vergleich zum Corona-Jahr 2021 mit rund 41.000 Besuchern konnten wir die Besucherzahl also wieder steigern“, so Museumsleiter Lebegern. Dennoch mache sich bemerkbar, dass das Freigelände teils Baustelle war und pandemie-bedingt etwa Schulfahrten fehlten. Besucherzahlen wie im Rekordjahr 2019 mit 91.000 Gästen konnten daher 2022 nicht erreicht werden. Für das erste Halbjahr 2023 zeige sich jedoch bereits wieder ein deutlicher Anstieg der Besucherzahlen im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022. Insbesondere seien auch die Rückmeldungen der Gäste zum umgestalteten Freigelände äußerst positiv.
Insgesamt wurden 609 Besuchergruppen begrüßt, erläuterte Lebegern weiter: „Davon 360 Erwachsenengruppen, 219 Schülergruppen, 30 Gruppen der politischen Bildung, etwa von Polizei oder Bundeswehr, und insgesamt 510 mit Führung. „Das bedeutet, dass rund 85 Prozent unserer Gruppen tiefergehendes Interesse an der Geschichte des Ortes haben und eine Führung in Anspruch nehmen.“